Quietschekiwis

Düsseldorfer Menuette

6. Quietschekiwis (d-Moll)

Ort der Inspiration

In diesem Fall ist es kein Ort, sondern ein Tier, welches das Musikstück inspiriert hat. Genauer gesagt, ein tropischer Vogel, der inzwischen in Düsseldorf und anderen Städten im Rheinland heimisch geworden ist. Besonders im Winter mutet es seltsam an, wenn plötzlich ein leuchtend-grüner Schwarm von Papageien durch die Straße fliegt. Im Sommer lassen sich die Vögel weitaus schwerer in den Bäumen ausmachen, da ihr grünes Gefieder mit der Farbe der Blätter verschwimmt. Aber man erkennt sie bereits von Weitem an ihrem schrillen Ruf.

Bei diesen grünen Vögeln handelt es sich um Halsbandsittiche. Aber meine Liebste nennt sie einfach nur Quietschekiwis. Ich finde, damit hat sie ein tolles Wort geprägt. Ich muss immer schmunzeln, wenn ich es höre.

Mir fällt ein, dass ich bereits vor Jahren ein Gedicht über die Quietschekiwis geschrieben habe. Das will ich eben schnell noch raussuchen, bevor ich etwas über die Musik schreibe.

Novemberlandschaft mit tropischen Vögeln

die sonne zerfunzelt
und ein mond klebt
wie eine narbe bleich
am vagen himmel

ein baum glüht auf
von den platanen
ist der oktoberrost
schon abgeblättert

eis blinzelt im gras
aus einer greisen weide
schießt ein schwarm
gelbgrüner papageien

Musikalische Idee

Das Stück wird von zwei Motiven geprägt:

  • Motiv 1: Das erste ist eine Akkordzerlegung (3-1-3-5-3) und besteht aus vier Achtelnoten und einer Viertelnote.
  • Motiv 2: Das zweite ist ein Triller, der hier Vorhaltscharakter hat.

In den ersten Takten des Stückes ist zu sehen, wie sich die beiden Motive in der Oberstimme (grün) jeweils abwechseln:

Pianoroll zu „Quietschekiwis“ (d-Moll), Düsseldorfer Menuette, Takt 1-9

Pianoroll zu „Quietschekiwis“ (d-Moll), Düsseldorfer Menuette, Takt 1-9

Die beiden Motive werden im Verlauf des Stückes vor allem durch Augmentation (d.h. Verlängerung der Notenwerte) variiert und kehren in verschiedener Form in den anderen Stimmen wieder. Das ist nicht immer klar herauszuhören, aber es gibt dem Stück einen gewissen inneren Zusammenhalt.

Wie man an den ersten neun Takten ebenfalls erkennen kann, gibt es in einer anderen Stimme (ocker) eine diatonisch absteigende Linie. Sie bewegt sich meist in einem Wechsel von Halben und Viertelnoten. Auch diese Idee wird später wieder aufgegriffen.

Das Stück steht in d-Moll. Über den verkürzten Dominantseptnonenakkord (Dv) wird bereits nach acht Takten nach gis-Moll moduliert – und wieder zurück nach d-Moll. Im zweiten Teil wird der gleiche Dv wieder enharmonisch umgedeutet, um von gis-Moll nach h-Moll zu gelangen. Schließlich kehrt das Stück nach d-Moll zurück.

Noten auf Anfrage.

FOTO: Rose-ringed parakeet, Psittacula krameri (Scopoli,1769) male von Parshotam Lal Tandon, lizensiert unter CC BY-NC-SA 2.0