Thought Control
„Das Leben ist eine fortwährende Ablenkung, die nicht einmal zur Besinnung darüber kommen läßt, wovon sie ablenkt.“
– Franz Kafka
Sorgen geistern durch meinen Kopf, unstet und ununterbrochen:
- Können wir TTIP noch stoppen?
- Kentert heute Nacht wieder ein Flüchtlingsboot im Mittelmeer?
- Welches Dorf wird der Islamische Staat als nächstes überfallen?
- Wer sind diese armen Menschen, die getötet oder verschleppt werden?
- Wann steht die nächste Finanzkrise vor der Tür?
- usw.
Es ist ein beständiger Strom von Gedanken, begleitet von einem Gefühl der Angst. Es ist existentiell. Denn ich kann mich nicht zurück erinnern, dass es jemals anders war. Bereits in der Schule hatte mich ein engagierter Lehrer mit Fragen zur Umweltzerstörung und zum Naturschutz angesteckt. Ich konnte nächtelang nicht schlafen, weil mich die fortschreitende Zerstörung des Urwalds, der Raubbau an Ressourcen und die Zukunft des Planeten Erde nicht schlafen ließen. Ich war ein Teil der Menschheit, ein Teil des Problems und ich fühlte mich so ohnmächtig.
Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2007-2010 las ich alle möglichen Nachrichten und Analysen zu dem Thema und dachte jeden Tag über das Finanzsystem, die Ursachen und Auswirkungen der Krise nach. Auch dieses Thema war ständig präsent in meinem Kopf und auch die Sorgen, dass mein eigenes Wohl davon abhängt, meine Zukunft. Aber damit nicht genug. Ich holte mir Zeitreihen von den Webseiten der Deutschen Bundesbank und dem Statistischen Bundesamt und führte eigene Analysen durch. Ich fing mit der Programmierung einer App an, die Vorhersagen auf Basis von Daten aus sozialen Netzwerken treffen konnte.
In diesen „Phasen“ bin ich wie besessen. Die Themen wechseln sich im Jahrestakt ab. Es hat etwas Zwanghaftes, etwas Ruheloses an sich. Ich frage mich, woher das kommt? Was steckt dahinter?
Pumped full of fear
Da ist sicherlich eine starke Neugier und der analytische Wunsch, verschiedene Zusammenhänge zu durchschauen und zu verallgemeinern. Aber es gibt auch eine starke irrationale Seite. Sie ist schwieriger zu erklären. Es ist ein Grundgefühl der Bedrohung. Dass es Mächte gibt, die ich nicht verstehe und nicht kontrollieren kann. In diese Ohnmacht steigere ich mich hinein. Denn desto mehr ich über ein Thema lese, desto länger ich mich mit dem Problem beschäftige, desto größer wird das sorgenvolle Gefühl, dass ich ohnehin nichts daran ändern kann. Am Ende einer solchen „Phase“ verschieben sich Angst und Ohnmacht. Sie gleiten dann oft in Resignation und Erschöpfung über.
Was stimmt nicht mit mir? Bin ich verrückt? Oder gibt es andere Menschen, denen es auch so geht? Gibt es für dieses Syndrom einen Namen? Ist es vielleicht das, was amerikanische Autoren oft als German Angst bezeichnen?
„Because that’s not the way the media wants to take it and spin it, and turn it into fear, because then you’re watching television, you’re watching the news, you’re being pumped full of fear, there’s floods, there’s AIDS, there’s murder, cut to commercial, buy the Acura, buy the Colgate, if you have bad breath they’re not going to talk to you, if you have pimples, the girl’s not going to fuck you, and it’s just this campaign of fear, and consumption, and that’s what I think it’s all based on, the whole idea of keep everyone afraid, and they’ll consume.“
— Marylin Manson in „Bowling for Columbine“, ein Film von Michael Moore
Ich meditiere inzwischen recht regelmäßig und merke dadurch erst richtig, wie tief verwurzelt die Angst in mir ist. Sie ist auch in alltäglichen Situationen unter der Oberfläche immer zugegen. Obwohl ich mich selbst gar nicht als ängstlichen Menschen bezeichnen würde und auch selten so erscheine. Ich bekomme langsam auch ein besseres Gespür dafür, wovor ich am meisten Angst habe:
- Angst vor Veränderungen allgemein: Diese Schwäche teile ich anscheinend mit einem meiner Helden aus der Serie „The Big Band Theory“. Sheldon mag auch keine Veränderungen. Ich vermute, dass dies bei mir in irgendeiner Weise damit zusammenhängt, dass ich in der DDR aufgewachsen bin und dann als ich Zwölf war alles zusammenbrach. Der Umzug in den Westen, der Verlust meiner Freunde, der Kulturschock in der Hauptschule, auf die ich kam. Das hat mich geprägt.
- Angst vor dem Verlust von Arbeit und sozialem Status: Nach dem Umzug in den Westen ging es meiner Familie nicht besonders gut. Meine Eltern waren in den 90ern lange Zeit arbeitslos und ihr sozialer Umgang war in dieser Zeit auch nicht besonders „vorbildlich“. Gleichzeitig haben sie auch ein Stück weit ihre Angst und Sicherheitsbedürfnis auf mich übertragen. Ihre größte Hoffnung war es, dass ich Beamter werde. Das war für sie das Sinnbild von Status und materieller Sicherheit.
- Angst vor Krankheit und körperlichem Verfall: Ich bin chronisch krank und war als Kind immer wieder im Krankenhaus. Gerade in der Sommerzeit, in den Ferien, wenn meine Familie in den Urlaub fuhr, erwischte es mich und ich wurde mit Erstickungsanfällen eingeliefert. Das ist inzwischen deutlich besser geworden. Aber die Angst ist geblieben.
- Angst davor, bedeutungslos zu sein: Das ist immer wieder die Triebfeder gewesen für meine kreativen Leidenschaften. Für das Schreiben. Für das Malen. Für die Musik. Ich habe keine Ahnung, worin diese Angst wurzelt.
- Angst vor dem Alleinsein: Wir sind alle auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit. Wenn wir sie entbehren, quälen uns Sehnsucht und Einsamkeit. Wenn wir sie gefunden haben, schleichen sich Gewöhnung und Verlustängste ein. Alles verändert sich, fortlaufend. Auch unsere Gefühle.
- Angst vor der Zukunft: Das ist eine diffuse Angst. Ich habe immer irgendwie Angst vor dem Untergang der Menschheit. Vor der Zerstörung des Planeten. Vor einem europäischen Krieg. Vor dem Kollaps der Marktwirtschaft. Vor Inflation. Vor ungebremsten Bevölkerungswachstum, usw. Vielleicht ist diese Angst einfach eine Projektion oder ein Sammelbecken für andere Ängste und Sorgen. Vielleicht wurde diese Angst aber auch durch die täglichen Hiobsbotschaften, die sich Nachrichten nennen, konditioniert. Unglück und Katastrophen bewegen uns emotional am meisten. Vielleicht ist diese Angst unser evolutionäres Erbe, so tief verwurzelt in unserem Kleinhirn, in unserem Überlebenswillen, das es nur schwer möglich ist, sie zu ignorieren.
„Unglücklich ist die Seele, die des Zukünftigen wegen ängstlich ist, und elend ist schon vor dem Elend, wer in Sorgen schwebt, ob das, woran er sich erfreut, ihm auch bis ans Ende verbleiben werde.“
– Seneca, „Vom glückseligen Leben“
Ich versuche meine Angst besser zu verstehen. Bisher war sie immer ein Triebmotor und ein ständiger Begleiter, der im Unsichtbaren die Fäden zog. Ein Schatten auf meinem Leben. Anstatt mich in die nächste „Phase“ zu stürzen – es kitzelt mich in den Fingern, mehr über die europäische Flüchtlingspolitik zu recherchieren – wende ich mich der Angst selbst zu. Woher kommt sie? Wie beeinflusst sie mich? Wie gehe ich mit ihr um? Wie kann ich mich davon befreien?
I can‘t control my brain
Durch meine Meditation ist mir klar geworden, wie machtvoll die Angst ist. Aber ich habe auch entdeckt, dass ich immerzu versuche, diese unangenehmen Gefühle wegzudrängen. Am besten klappt das durch Ablenkung. Ich muss gerade an einen Song von den „Ramones“ denken, der es ziemlich genau auf den Punkt bringt:
„I can’t control my fingers, I can’t control my brain
Oh no oh oh oh ohTwenty twenty twenty four hours to go
I wanna be sedated“– Ramones, „I wanna be sedated“
Wir leben in einer Zeit, die es uns leicht macht, uns abzulenken. Wir sind umgeben von dem, was ich das „Weiße Rauschen“ nenne – eine fortwährende Beschallung durch mediale Inhalte, Werbung, soziale Netzwerke, Mails, Serien, Filme, Bücher, Musik, Anrufe, Chats, Videos, Magazine, Blogs, SMS, Radio, u.v.m. Es erfordert schon einige Anstrengung, zur Ruhe zur kommen und sich einen Freiraum zu schaffen, wo man wieder in der Lage ist, die eigenen Gedanken zu hören und den eigenen Empfindungen nachzuspüren. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn ich die Worte einer fiktiven Serienfigur bemühe, um das etwas besser zu veranschaulichen:
„I often wonder if I should have been born in another time. … My senses are unusually—well one could even say unnaturally—keen, and ours is an era of distraction. It’s a punishing drumbeat of constant input, this cacophony which follows us into our homes and into our beds and seeps into our souls, for want of a better word.
For a long time, there was only one poultice for my raw nerve endings, and that was copious drug use. So in my less productive moments, I’m given to wonder: if I’d just been born was it was a little quieter out there, would I have even become an addict in the first place? Might I have been more focused, a more fully-realized person?“
— Sherlock Holmes in „Elementary“ (Staffel 2, Episode 7)
Auch, wenn wir nicht bei Cannabis und Heroin landen, auch wenn bei uns kein Burnout-Syndrom diagnostiziert wird, so spüren wir doch alle den Stress, die Zerstreuung, die innere Unruhe. Es gibt immer etwas zu tun, immer etwas zu sehen, immer etwas neues, das um unsere Aufmerksamkeit buhlt. Ich habe manchmal schon Probleme mich zu erinnern, was ich eigentlich bei Google suchen wollte, sobald nach den ersten drei Buchstaben Google Suggest zuschlägt und mir Vorschläge macht, wonach ich eigentlich suchen sollte. Und das ist nur ein Beispiel.
Wanna be sedated
Ich lasse mich leicht ablenken. Ich lasse mich gern treiben. Ein gewisses Maß an Betäubung scheint unverzichtbar. Machen wir doch eine kleine „Inventur“ der Ablenkungen, die mir dabei helfen, meine Angst und andere unangenehme Gefühle zu verdrängen oder für kurze Zeit auszublenden:
- Serien: Das ist etwas, das ich im Augenblick wirklich exzessiv tue. Obgleich ich keinen Fernseher habe, nutze ich den Zugang zu Streaming-Diensten im Internet, um mir die neuesten Folgen von „The Big Bang Theory“, „Mr. Robot“, „Game of Thrones“, „Sillicon Valley“ u.v.m. anzusehen. Wenn der Spannungsbogen gut ist, bleibt es nicht bei einer Folge pro Tag. Dann komme ich nicht davon los. Die intensiven Gefühle, die Identifikation mit einzelnen Figuren helfen mir dabei, abzuschalten und meinen Alltag zu vergessen. Es fühlt sich stellenweise wirklich wie eine Flucht vor der Realität an. Es ist aber auch eine Mode, denn jeder auf Arbeit und in meinem Bekanntenkreis redet von den Serien, die er/sie im Augenblick sieht. Ich will das nicht bewerten, aber ich überlege, wie viel Zeit ich schon damit verbracht habe. Bereits in meiner Jugend war ich ein Serienjunkie – von „Star Trek – The Next Generation“, „Alf“, „A-Team“, „Knight Rider“, „Akte X“ etc. durfte ich keine Folge verpassen. Wenn ich alle Serien hier auflisten würde, die ich bereits gesehen habe, dann würde der Post vermutlich die Speichergrenze sprengen.
- Nachrichten: Wenn auf Arbeit mal fünf Minuten Zeit ist, dann lande ich fast schon automatisch auf Spiegel Online. Das ist wie ein Reflex. Dann überfliege ich die neuesten Artikel und öffne gleich mehrere Artikel als neue Tabs. Obwohl ich mir über die Problematik von Boulevard-Journalismus durchaus bewusst bin, kehre ich jeden Tag wieder zurück. Ja, ich habe mich sogar mit der Selektion von Nachrichten und der Verzerrung von „Bad news are good news“ beschäftigt. Dennoch beeinflussen diese Nachrichten meine Gefühlswelt massiv. Es ist paradox: Der tägliche Nachrichtenkonsum zerstreut mich einerseits, aber andererseits nährt er auch verschiedene Sorgen, die mich ohnehin beschäftigen.
- Musik: Musik ist Seelennahrung für mich. Sie spricht direkt die Gefühle an. Ein wunderbares Mittel, um sich selbst „aufzuputschen“, wenn man schlechte Stimmung hat. Aber ich weiß auch, wie Musik wirkt und funktioniert. Die Pop-Schablonen wiederholen sich, aber auch Jazz und Klassik laufen im Radio in der Repeat-Schleife – seit 50 Jahren weitestgehend der immer gleiche Kanon an Komponisten und Evergreens. Ich hab ein CD-Regal mit mehr als 700 CDs. Selbst diese große Auswahl an Musik reicht irgendwann nicht mehr aus, sich abzulenken.
- Essen: Schokolade, Chips, Pizza, Fastfood, Cola. Warum esse ich genau das gern, von dem ich weiß, dass es meinem Körper schadet? Weil es meine Stimmung beeinflusst. Ein ganz einfacher bio-chemischer Hebel.
- Knibbeln: Ich habe die schlechte Angewohnheit, die Haut an meinen Fingernägel aufzukratzen, bis es weh tut, bis es blutet. Diese Impulskontrollstörung, dient ebenfalls dazu, andere Gefühle zu überdecken. Bei erhöhtem Stress und vor allem im Vorfeld von Situationen, die neu und ungewohnt für mich sind, ist es besonders schlimm. Das Knibbeln dient als Ablenkung gegen meine Angst vor dem Versagen.
- Kreativität: Ich bin unsicher, ob ich diesen Punkt hier aufnehmen soll. Sind meine kreativen Tätigkeiten jetzt Symptome und Ventil meiner Ängste oder sind sie Heilung und Hilfsmittel, sie zu überwinden? Oder sind sie schlicht und einfach weitere Zerstreuungen, denen ich mich hingebe? Musik zu machen lenkt mich ab, aber es verbindet mich auch mit tieferen Empfindungen. Malen ist manchmal schon fast meditativ und lässt mich die Zeit und die Welt um mich herum vergessen. Schreiben hatte schon immer eine therapeutische Funktion für mich und war gerade in Phasen von Liebeskummer, Einsamkeit und Depression überlebenswichtig. Die in Worte gefassten Schmerzen wirkten lindernd, insbesondere, wenn sich andere in den Texten wieder erkennen konnten.
- Social Media: Es gibt gute Gründe, warum ich mich von Facebook fern halte, warum ich keine Aphorismen auf Twitter poste, warum ich keine Sprechblasen auf WhatsApp hinterlasse oder keine Schnappschüsse auf Instagram. Ich bin mir bewusst, wie intensiv das sein kann. Ich bin mir bewusst, wie schnell man sich darin verliert. Aber es gibt diesen Blog. Es gibt E-Mails. Es gibt ein Forum im Netz, das ich ins Leben gerufen habe und wo ich tausende Beiträge erstellt habe. Ich schränke mich ein, aber ich bin nicht immun gegen die Reize der virtuellen Welt.
- Pornos: Ich könnte diesen Punkt übergehen. Aber wir sind doch erwachsen und können offen miteinander reden. Ja, ich schaue Pornos im Internet. Ja, ich mache es beinah täglich. Ja, es fällt mir schwer, davon los zu kommen, obgleich ich in einer glücklichen Beziehung lebe. Es ist eine so einfache und unkomplizierte Art, sich besser zu fühlen. Auch, wenn das Gefühl meist nur von kurzer Dauer ist und sich schnell danach leer, schal und irreal anfühlt – wie alles Zwanghafte. Es ist Befriedigung, nicht Frieden. Es ist eine weitere bequeme Art, sich abzulenken.
So kommt es mir jetzt vor, als wenn ich von der Angst abgespalten bin. Ich versuche nicht nur, sie mit allen Mitteln von mir fern zu halten. Ich betrachte sie auch als etwas Fremdes, als etwas Fremdbestimmendes. Dabei ist es meine Angst. Es sind meine Leidenschaften und Hoffnungen, meine Wünsche und Abneigungen, die sie am Leben erhalten. Ich bin die Angst.
Dieser Prozess der Abspaltung ist ein kollektives Phänomen. Ich glaube, da geht es nicht nur mir so. Hier fand ich einen Monolog sehr treffend von Ellitot, der Hauptfigur in der Fernsehserie „Mr. Robot“:
Krista: What is it about society that disappoints you so much?
Elliot: Oh, I don’t know. Is it that we collectively thought Steve Jobs was a great man, even when we knew he made billions off the backs of children? Or maybe it’s that it feels like all our heroes are counterfeit. The world itself is just one big hoax, spamming each other with our running commentary of bullshit masquerading as insight, our social media faking as intimacy. Or is it that we voted for this? Not with our rigged elections, but with our things, our property, our money. I’m not saying anything new. We all know why we do this, not because Hunger Games books makes us happy but because we wanna be sedated, because it’s painful not to pretend, because we’re cowards. Fuck society.
– Elliot in „Mr. Robot“ (Staffel 1, Epsiode „Eps1.0_hellofriend.mov“)
Understanding fear
Ich habe jetzt viel über meine Angst gesagt und über die Ablenkungen, in denen ich Zuflucht suche. Aber die entscheidende Frage ist: Wie soll ich mit meiner Angst umgehen? Was kann ich ändern?
Ich habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht:
- Ablenkungen reduzieren: Ich kann mich nur mit meiner Angst auseinander setzen, wenn ich mich weniger zerstreue. Mein bester Freund hat etwas in seinem Leben etabliert, was er „medienfreien Tag“ nennt. An diesem Tag zieht er das Festnetz raus, schaltet sein Handy ab, liest keine E-Mails, schaut keine Serien, surft nicht im Netz. Ich muss zugeben, dass mich das schon immer beeindruckt hat. Und durch mein erstes buddhistisches Retreat bei Franz Möckl habe ich die Kraft des Schweigens entdeckt und wie heilsam es ist, einige Tage fern von allen ablenkenden Einflüssen zu sein. Meine Liebste und ich überlegen bereits, ob wir das nicht im kleinen Rahmen fortsetzen und einen medienfreien Tag im Monat einführen – einen Tag der Ruhe, des Schweigens und der Meditation.
- Regelmäßig meditieren: Die Meditation hilft mir dabei, mich mit den Gefühlen zu verbinden, die ich unterdrücke. Ich versuche gerade eine regelmäßige Meditationspraxis in meinem Leben einzurichten. Dazu setze ich mich abends eine halbe Stunde hin und konzentriere mich auf meinen Atem – oder lasse mich durch eine Meditations-CD anleiten.
- Angst verstehen: Angst verstehen bedeutet für mich vor allem ihre Ursachen zu verstehen. Laut der buddhistischen Philosophie ensteht alles Leid durch Anhaften. So ist mir durchaus rational klar, dass meine Angst aus meinem Verlangen, aus meinen innersten Wünschen hervorgeht. Aber die rationale Erkenntnis ist eine Sache, die widersprüchlichen und komplexen Gedanken und Empfindungen in mir eine andere. Ich möchte dieses Entstehen der Angst in meine Psyche gern genauer beobachten.
- Angst nicht unterdrücken: Ich habe durch die Meditation bereits gelernt, dass es wichtig ist, diese unangenehmen Gefühle nicht zu verdrängen oder zu unterdrücken. Generell sie nicht kontrollieren zu wollen, sondern sie anzunehmen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das leicht gesagt und schwer zu verwirklichen ist.
Es gibt eine ganze Reihe von Zitaten von Osho zum Thema „Angst“, die mich bewegen, weil sie genau die Fragen beantworten, die ich zu diesem Thema im Augenblick habe. Wer ähnliche Empfindungen hat, dem kann ich diese Auszüge aus Osho’s Reden sehr weiterempfehlen. Eines der Zitate möchte ich hier zum Abschluss wiedergeben:
„Es geht nicht darum, irgendetwas loszuwerden; es geht darum, es zu verstehen. Verstehe die Angst, was sie ist, und versuche nicht sie loszuwerden. In dem Moment, in dem du anfängst etwas loszuwerden, bist du nicht bereit es zu verstehen. Wenn der Verstand meint, man müsse etwas loswerden, hat er sich schon verschlossen. Er ist nicht offen dafür es zu verstehen, er zeigt kein Verständnis. Er kann nicht ruhig darüber nachdenken, er hat sich schon entschieden. Jetzt ist die Angst zu etwas Bösem geworden, zu einer Sünde, also weg damit. Versuche nicht, irgendetwas loszuwerden.
Versuche die Angst zu verstehen. Und wenn du Angst hast, dann akzeptiere das. Sie ist da, versuche nicht sie zu verstecken. Versuche nicht das Gegenteil herzustellen. Wenn du Angst hast, dann hast du Angst. Nimm sie als Teil deines Wesens an. Wenn du sie annehmen kannst, beginnt sie schon sich aufzulösen. Durch Akzeptieren löst sich die Angst auf, durch Ablehnung wird sie größer.“
– Osho in „The Book of Secrets“, Talk #60
FOTO: A traveller’s tale from the night von stuart anthony, lizensiert unter CC BY-NC 2.0