707

Düsseldorfer Menuette

7. 707 (Es-Dur)

Ort der Inspiration

Am Anfang kannte ich von der Stadt nur den Campus der Uni. Zwei Jahre lang pendelte ich zwischen Gelsenkirchen Haverkamp und der Heinrich-Heine-Universität. Ich fuhr jeden Tag mit der Straßenbahn 707 vom Düsseldorf Hauptbahnhof bis zur Endhaltestelle am Botanischen Garten. Und Düsseldorf: das war die Stadt hinter den beschlagenen Scheiben des schon einigermaßen historisch wirkenden Straßenbahnwagens.

Aber auch nach meinem Umzug nach Düsseldorf, blieb die 707 mein wichtigstes öffentliches Verkehrsmittel. Ob zur Uni, zum Bahnhof, zum Kino oder zum Nebenjob, die 707 fuhr irgendwie immer in die richtige Richtung.

Und manchmal war es ganz seltsam. Wenn ich vom Nachtdienst aus der Notschlafstelle der Drogenhilfe nach Hause fuhr, traf ich in der Bahn gleich meine Klienten wieder, für die ich eben noch das Frühstück vorbereitet hatte. Jetzt wurden hier in der Bahn und unter den misstrauischen Blicken der anderen Fahrgäste die Drogengeschäfte abgewickelt. Zwei oder drei Reihen weiter saß ein Dealer und verkaufte Bubbles, die er im Mund versteckte. Daher wurde die 707 in der Szene eine Zeit lang auch „Drogen-Express“ genannt.

Straßenbahnfahrt

Ich hab diesen coolen Clip gefunden, wo man aus der Fahrerperspektive mit der 707 einmal quer durch die Stadt fahren kann. Das ist ein bisschen so wie diese ARD-Nachtshow mit den „schönsten Bahnstrecken Deutschlands“. Hier also nun die „schönste Straßenbahnstrecke Düsseldorfs“.

Man darf aber auch in der entgegen gesetzten Richtung mitfahren.

Musikalische Idee

Da den meisten dieser Stücke ein dialektischer Gedanke zugrunde liegt, sind es auch hier zwei Motive, die hier formgebend sind.

  • Motiv 1: Es besteht aus einer Verzierung von vier Sechszehntelnoten, die sich nach oben in eine halbe Note auflösen. Dieses Motiv taucht zuerst zweimal in der oberen Stimme auf (Takt 2 und 4) und kehrt dann in der unteren Stimme wieder (Takt 7 und 8).
  • Motiv 2: Das zweite Motiv ist der beharrliche Rhythmus, der sich aus einer punktierten Viertelnote, gefolgt von einer Viertel- und Achtelnote, zusammen setzt. Es ist quasi eine synkopische Verschiebung des Dreiviertel-Rhythmus, der eigentlich den gleichmäßigen Puls eines Menuetts vorgibt. Dieses Motiv bestimmt hier zuerst den Bass (Takt 1-4) und wechselt dann in die obere Stimme (Takt 5, 7 und 8).
Pianoroll zu „707“ (Es-Dur), Düsseldorfer Menuette, Takt 1-8

Pianoroll zu „707“ (Es-Dur), Düsseldorfer Menuette, Takt 1-8

Das Stück steht in Es-Dur. Es wechselt aber auch in die gleichnamige Molltonart, es-Moll, und kehrt dann am Ende nach Es-Dur zurück.

Noten auf Anfrage.

FOTO: 707 Universität von Acg146