Warum dieser Blog?

Ich betrete Neuland. Das ist ein schönes Gefühl. Ich springe über meinen Schatten. Das ist ein wenig beunruhigend. Aber dennoch frage ich mich: Warum dieser Blog? Was denkst du dir dabei?

Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es eine Art Midlife-Crisis und ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich einen Porsche kaufen oder plötzlich anfangen, Fallschirm zu springen. Nachdem ich meine Quarter- und Thirdlife-Crisis gut überstanden habe, bin ich optimistisch. So eine kleine Sinnkrise ist gut für den Charakter, wenn man die richtigen Entscheidungen trifft. Also Alkohol und Fremdgehen scheiden schon mal aus.

Ich gehöre zu einer Generation, der nachgesagt wird, dass sie sich nicht entscheiden kann. Vielleicht habe ich in der Tat in den letzten Jahren ein paar Entscheidungen vor mir hergeschoben. Alles mehr oder weniger in der Schwebe gehalten. Ich war zufrieden, aber eben auch bequem. Verdrängung ist anfangs natürlich eine gute Sache. Die unbequemen, lästigen Gedanken werden einfach beiseite geschoben.

Aber Verdrängung ist wie ein Boomerang. Alles kommt zurück. Es ist nur eine Frage der Zeit. Mir fällt dazu ein Zitat von Camus ein, das mein augenblickliches Leben und meine Unzufriedenheit exakt zu beschreiben scheint:

„Äußere Ordnung ist oft nur der verzweifelte Versuch, mit einer großen inneren Unordnung fertig zu werden.“
— Albert Camus

Diese innere Unordnung will ich wieder kennenlernen und zulassen. Das ist das erste und wichtigste Ziel dieses Blogs. Ich mag das Chaos in meinem Kopf. Ich mag es, so vielseitige Interessen und Hobbies zu haben. Ich möchte keine Angst davor haben, mich darauf einzulassen, mich vielleicht zu verzetteln. Ich möchte mich nicht auf eine Sache festlegen lassen, nur weil Generationsforscher der Ansicht sind, dass mein Jahrgang zu ambivalent und orientierungslos sei. Es muss nicht immer alles effizient, rational und zweckgebunden sein – vor allem nicht mein Leben. Ich muss meine Biographie nicht stromlinienförmig den Paradigmen der Marktwirtschaft unterwerfen. Nicht ohne Widerstand.

Ich will auch die Krusten meines Denkens wieder aufbrechen. Die Wohlfühlzone meiner bisherigen Weltanschauungen infrage stellen. Die gewohnheitsmäßigen Muster ein wenig durcheinander bringen. Neue Erfahrungen sammeln. Und davor habe ich wahnsinnige Angst. Für mich war kritisches Denken schon immer ein Quell von „Weltschmerz“. Ich wüsste kein Wort, das es besser beschreibt. Denn da ist eine dunkle Seite in mir, ein Hang zur Melancholie. Wenn sie Nahrung findet, verbindet sie sich mit einem grundlegenden Gefühl der Entfremdung und misanthropischen Skepsis. Nicht ganz zufällig heißt dieser Blog: Songs Noire.

Es ist nicht immer einfach, das kleine Biest „Weltschmerz“ in Schach zu halten. Aber ich kann diese Seite in mir auch nicht immer verleugnen. Sie ist da. Sie verschafft sich Geltung. Ich bin bereit, ihr wieder ein wenig Freiraum zu gewähren. Ein Gedanke von C.G. Jung macht mir dabei Hoffnung:

„Da Nachprüfen und Nachdenken so umständlich und schwierig sind, so urteilt man lieber unbeschwert und realisiert nicht, dass man bloß projiziert und somit sich selber zum Opfer eines närrischen Illusionstricks macht.“
— Carl Gustav Jung

Oder sollte ich doch einfach Fallschirmspringen gehen? Mir einen Bart wachsen lassen? Mich im Sportstudio anmelden? Einfach leben und nicht so viel nachdenken. Yolo. Dann wären wir wieder bei „Talking ´bout my generation“. Es hat auch etwas mit Rollenbildern zu tun. Machos und Chauvinismus sind passé. Männer sollen rücksichtsvolle Mitmenschen, aufmerksame Liebhaber, fürsorgliche Väter sein. Aber gleichzeitig gibt es eine Gegenbewegung und Frauen finden diesen neuen empfindsamen und nachdenklichen Typus von Mann mehr oder weniger unsexy. Zu verkopft, zu unentschlossen, zu schüchtern. Das Bild von Männern in Mode, Werbung und Serien spielt mit diesem Widerspruch und chargiert irgendwo zwischen androgynem Posterboy und hinterwäldlerischem Holzfäller. Ein moderner Mann ist ein Zwitterwesen aus Nerd und Abenteurer, ein Hybrid aus Softie und Macho.

Ich muss diesen künstlichen Widerspruch nicht aufnehmen und mein Leben noch komplizierter machen. Ich bin ein nachdenklicher Mensch. Ich habe auch eine sehr empfindsame und weibliche Seite. Ich schäme mich nicht dafür. Es gefährdet auch nicht mein männliches Selbstbewusstsein. Ich brauche keinen Coach, kein Lifestyle-Magazin und keinen Selbsthilferatgeber, um mich selbst zu definieren.

Ich hatte auch noch nie das Bedürfnis, mein Leben auf Facebook zu dokumentieren. Oder meine privaten Ansichten auf 140 Zeichen zu destillieren und in Sekundenbruchteilen um den Globus zu schicken. Ich habe auch noch nie Tagebuch geschrieben, zumindest nicht im klassischen Sinn. In gewisser Weise ändert sich das jetzt durch diesen Blog und ich bin mir noch nicht mal sicher, ob das der richtige Weg für mich ist.

Dahinter steckt nicht so sehr der Wunsch nach Aufmerksamkeit und Sendungsbewusstsein, sondern etwas anderes. Eine Hoffnung. Ein Wunsch nach mehr Offenheit. Die Suche nach einem Gegengewicht zu meiner dunklen, nachdenklichen Seite. Ich glaube, dass ich das nur im Austausch mit anderen Menschen finden kann. Nicht allein in mir selbst.

Wieder ist es ein Zitat von Camus, das die Sache auf den Punkt bringt:

„Die größte Ersparnis, die sich im Bereich des Denkens erzielen lässt, besteht darin, die Nicht-Verstehbarkeit der Welt hinzunehmen und sich um die Menschen zu kümmern.“
— Albert Camus

Dieser Blog entspringt also auch dem Wunsch nach Kontakt mit anderen. Ein ganz einfaches und soziales Bedürfnis, das ich lange vernachlässigt habe. Weniger grübeln, mehr reden. Weniger kritisieren, mehr auf andere zugehen. Ich konkretisiere das noch etwas:

  • Ich komponiere und beschäftige mich in meiner Freizeit gern mit Musik. Ich suche nach Kooperationen mit anderen Musikern. Ich suche nach anderen Songwritern und Komponisten. Ich suche nach Leuten, die sich mit FL Studio auskennen. Ich suche nach Musikern, für die ich Stücke schreiben kann.
  • Ich möchte mal gern eine Webshow produzieren und suche nach Leuten aus meiner Region (Düsseldorf, Ratingen, Erkrath, Krefeld, etc.), die ebenfalls keine Erfahrung, aber Lust haben, das mal auszuprobieren. Gern etwas vielseitiger und durchgeknallter. Der Spass sollte im Vordergrund stehen.
  • Ich habe Lust wieder politischer zu sein. Ich empfand politische Diskussionen oft als nutzlos. Wie ein weißes Rauschen, das nichts an den Verhältnissen ändert. Aber das Auftauchen der AfD und die Krawallschachteln von Pegida haben mir vor Augen geführt, wie wichtig die Einmischung und der politische Diskurs sind. Wie wichtig es ist, für Demokratie, Toleranz und Menschenrechte zu argumentieren. Es reicht nicht, alle vier Jahre wählen zu gehen. Wir dürfen den Rechten nicht die politische Bühne überlassen.
  • Ich suche nach anderen Bloggern, um mich über verschiedene Themen auszutauschen.